Freitag, 12. August 2016

Johanna Franziska Chantal als Gründerin des Ordens von der Heimsuchung Mariens

Die von 1941 bis 1952 entstandenen zwölf Glasfenster der Heimsuchungsbasilika von Annecy zeigen Lebensstationen der hl. Johanna Franziska von Chantal und des hl. Franz von Sales.

1. Fenster: Die Jugendzeit von Johanna Franziska von Chantal

2. Fenster: Johanna Franziska von Chantal als Gattin und Mutter

3. Fenster: Die Witwe in geistlicher Begleitung

a) Im vierten Fenster sieht man oben links die Wappen von Frau Chantal und rechts vom Orden der Heimsuchung.

b) Der obere Teil des Fensters zeigt Frau von Chantal, die am 29. März 1610 Dijon verlässt, um in Annecy den Orden von der Heimsuchung zu gründen. Ihren Sohn Celse-Benigne hatte sie vorher ihrem Vater, President Fremyot, anvertraut. Mit zerbrochenem Herzen aber tapferer Seele antwortete sie M. Robert, dem Erzieher der Kinder, der über ihre Tränen erstaunt war: "Vergessen Sie nicht, ich bin Mutter." Sie verließ Dijon in Begleitung von Mademoiselle de Brechard und ihrer Tochter Francoise, die ihre Ausbildung im Orden abschloß. Ihre Tochter Charlotte starb im Alter von 9 Jahren, Marie-Aimee lebte nach ihrer Hochzeit mit Baron Thorens in der Nähe von Annecy.
 

"Anfang 1610 überschlugen sich dann die Ereignisse. Ende Januar erkrankte plötzlich und unerwartet das jüngste Kind Johannas, die kaum 9-jährige Charlotte, schwer. Wenige Tage später war sie tot. Wieder einmal musste Johanna Franziska damit fertig werden, dass der Tod ihr einen lieben Menschen genommen hat.
Gut ein Monat später wurde sie noch einmal mit dem Tod konfrontiert. Anfang März erreichte sie ein Brief von Franz von Sales, in der er ihr die Nachricht vom Tod seiner Mutter überbrachte. Dieser Tod am 1. März 1610 war für ihn „ein großer Schmerz“. „Ich muss Ihnen sagen,“ schrieb er, „dass ich noch die Kraft hatte, ihr den letzten Segen zu erteilen, ihr Augen und Mund zu schließen und ihr den letzten Friedenskuss im Augenblick ihres Hinscheidens zu geben. Nachher aber krampfte sich mein Herz zusammen und ich weinte um diese gute Mutter mehr, als ich je geweint habe, seit ich Priester bin.“
Trotz dieser beiden Todesbegegnungen sollte die Gründung der Heimsuchung wie geplant erfolgen. Am ersten Fastensonntag verließ die Baronin von Chantal ihr Schloss Monthelon. Es war ein Abschied nicht nur von der Familie, sondern vor allem von den Menschen der Umgebung, die ihre „edle Frau“ ins Herz geschlossen hatten. Besonders die Armen der Umgebung, die bei Johanna Franziska immer gute Aufnahme gefunden hatten, versammelten sich in großer Zahl, um sich zu verabschieden. Selbst der Schwiegervater Johannas, der ihr das Leben wahrlich nicht leicht gemacht hatte, konnte seine Tränen nicht zurückhalten.

Johanna Franziska von Chantal verließ Monthelon und begab sich nach Dijon, ihrer Heimatstadt, wo sie sich von ihrem Vater, ihrem Bruder André und vor allem von ihrem Sohn Celsus-Benignus verabschieden musste. Kein anderer Abschied viel ihr schwerer, als die Trennung von ihrem Sohn. Er sollte in der Obhut des Großvaters und Onkels eine solide adelige Ausbildung am französischen Königshof erhalten. Seine Zukunft war also bestens gesichert, die Trennung von der Mutter blieb dem 14-jährigen jedoch nicht erspart. Als er begriff, dass diese Trennung endgültig ist, warf er sich der Mutter vor die Füße, um sie am Weggehen zu hindern. Johanna Franziska von Chantal musste über ihren Sohn hinwegsteigen, um in die Kutsche zu gelangen, die sie nach Annecy bringen sollte.
Am 4. April 1610, dem Palmsonntag, kam Johanna Franziska von Chantal begleitet von ihrem Schwiegersohn Bernhard von Sales in Annecy an. Franz von Sales selbst war ihnen entgegengeritten, um sie zu empfangen.
Bis Pfingsten soll Johanna Franziska im Schloss Sales bei ihrer Tochter Marie-Aimee und dem Schwiegersohn Bernhard bleiben, um der jungen Ehefrau zur Seite zu stehen und die letzen Angelegenheiten der Ordensgründung zu regeln.
Vor allem mit dem Haus, in dem die Schwestern wohnen sollten, gab es noch einige Probleme zu lösen.
(P. Herbert Winklehner, Quelle)

c) Von 1612 bis 1618 besuchten die Schwestern immer zu zweit, zwei Stunden täglich, die Kranken und Armen in Annecy. Im Oktober 1618 errichtet Franz von Sales die kleine Kongregation als Ordensgemeinschaft mit Klausur und feierlichen Gelübden. "Die besondere Aufgabe der ersten Schwester war es nicht, die Armen zu besuchen, wie der Name es anzudeuten scheint. Sie heißen Visitandinnen, Schwestern von der Heimsuchung vor allem deshalb, weil sie im Geist eines biblischen Geheimnisses leben, dem der Heimsuchung - vereint in vertrauter Frömmigkeit, in Demut und brüderlicher Liebe."

oben: Frau von Chantal verläßt Dijon, ohne dass ihr Sohn Celse Benigne sie
daran hindern kann. Unten links: Zwei Schwestern der Heimsuchung in Annecy.
Unten rechts: Zwei Schwestern bei den Kranken

d)  In der Rue de la Providence, Gallery genannt, empfängt Jacqueline Coste (keine Klausurschwester) einen Diener von Senator Antoine Favre, der Brot, Wein und Fleisch für die kleine Gemeinschaft bringen lässt. (im folgenden Bild rechts)


e) Am 6. Juni 1610, dem Dreifaltigkeitssonntag, übergibt Bischof Franz von Sales Johanna Franziska von Chantal und ihren beiden Gefährtinnen, Marie Jaqueline Favre und Jeanne-Charlotte de Brechard einen Rohentwurf der Ordensregel.

Franz von Sales übergibt die Ordenskonstitutionen den Schwestern der Heimsuchung

Suivez ce chemin, ma tres chere fille,
et faites-le suivre a toutes celles que le ciel a destinees pour suivre vos traces
(Franz von Sales zu Johanna Franziska am Gründungstag)

Am 6. Juni 1610 waren alle inneren und äußeren Hürden überwunden. Gegen 7.00 Uhr abends begaben sich die vier ersten Heimsuchungsschwestern, Johanna Franziska von Chantal, Charlotte de Bréchard, Jacqueline Favre und Jacqueline Coste zum Bischof, um seinen Segen für das Leben als Ordensschwestern zu erbitten. Franz von Sales übergab Johanna Franziska einen ersten Entwurf der Ordensregeln für die Gemeinschaft mit den Worten: „Folgen Sie diesem Weg, meine teuerste Tochter, und führen Sie auf ihn alle jene, die er erwählt hat, um in Ihre Fußstapfen zu treten.“
(P. Herbert Winklehner, ebd.)

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